03.01.2013

Windows 8, Cloud, iCloud, Apple, Telekom

Alles in die Cloud... bis zum großen Donnerwetter!

Alles in die Cloud... bis zum großen Donnerwetter!

Manchmal denke ich so bei mir... die Welt ist ein Schnitzel - komplett bekloppt.

Seit einer gefühlten Ewigkeit schreit alles nach der Cloud, also jedwede Art von Daten oder gar ganze Software-Anwendungen "nach draußen" auf einen Server im Internet auszulagern.
(Link Wikipedia: Cloud-Computing)

Bei E-Mails ist das ja schon seit jeher gang und gäbe und auch irgendwie der Natur der Sache geschuldet. Aber wollen wir wirklich unser ganzes Leben in der Cloud ablegen?

Windows 8 (dazu in den kommenden Tagen mehr) wirbt ja auch mit "umfassender Cloud-Integration" als neues, bahnbrechendes "Unbedingt-Must-Have".
Na, Apple macht das schon seit einer gefühlten Ewigkeit so, und dort hat es mir auch stets eher einen kalten Schauer über den Rücken gejagt, als daß es mich zu Ausbrüchen ungehaltener Begeisterung getrieben hätte.
Als Kauf-Argument für das neue Windows 8 lese ich dort u. a.:
    Dank der nahtlosen Integration von Cloud-Diensten und Web-Angeboten kann der Anwender rund um die Uhr auf soziale Netzwerke zugreifen [...]

Arrg!
Jaaa! 365/24/7 in sozialen Netzwerken rumhängen! Genau das, was der produktiv Arbeitende und/oder der tüchtige Arbeitnehmer keinesfalls verpassen sollte.
Aber dazu wie bereits erwähnt in den kommenden Tagen mehr.

Cloud hier, Cloud da... wozu habe ich denn eigentlich meine zig TeraByte-großen Festplatten?
Klar, bei ein paar der vorhandenen Daten ist es schon praktisch, sie auch von unterwegs aus nutzen zu können. Aber – ganz ehrlich – sogerne ich auch vom stillen Örtchen aus den TV-Krimi weiterverfolgen möchte... ich mache die Tür dann doch lieber zu, insbesondere wenn noch andere Leute da sind. Und so praktisch es auch sein mag, immer von überall auf alle meine Daten zugreifen zu können... solange ich nicht sicher sein kann, daß ich wirklich der einzige bin, der Zugriff darauf hat, lasse ich die Daten schön da, wo sie sind: Bei mir zu Hause. Gut sicher, trocken, warm und weit weg von Leuten, die das nichts angeht. Und wenn ich tatsächlich mal unterwegs Daten benötige, habe ich in weiser Voraussicht eine Kopie in der Tasche bei mir oder ich greife per Fernzugriff über einen wirklich nur mir bekannten verschlüsselten Kanal auf meine Daten zu Hause zu.

Praktisch allerdings für Vergessliche: Vielleicht gehören ja Sätze wie "Ich hab' meine Hausaufgaben zu Hause vergessen." bald der Vergangenheit an... liegt ja alles... IN DA CLOUD! (bis es einer klaut... oder löscht... oder der Cloud-Hoster pleite geht...)

Manchmal – der eine oder andere wird das vielleicht kennen – beschleichen mich ganz im Stillen beschämende Gewalt-Fantasien... Nicht solche mit Blut, Gemetzel und Gedärmen... bei mir sind solche Endzeit-Fantasien eher digitaler Natur. Und so erwische ich mich dann bei der amüsiert im Geiste ausgemalten Vorstellung, daß mit ebenso faszinierender Geschwindigkeit, mit der so mühelos von überall auf persönliche Daten zugegriffen werden kann... der ganze Datenberg auch mit einem Mal einfach weg sein kann! - Und dann?

cloud-data be gone!
Nun gut, prinzipiell kann das natürlich jeder für sich selbst entscheiden, aber wenn es um meine ganz persönlichen Datenbestand geht – sei er nun privater, intimer, geschäftlicher oder jedweder anderen Natur, dann fühle ich mich einfach wohler dabei, wenn ich dafür verantwortlich bin, daß sie gut und sicher vor den Augen anderer aufgehoben sind und nicht auf einem chinesischen, rumänischen oder russischen Server (oder verteilt auf allen) herumliegen, wo ich keinerlei Einfluß darauf habe, wer sonst noch in meinen Daten herumfuhrwerkt.



Nachtrag:
In dieser archetypischen Auflistung darf mittlwerweile der amerikanische Geheimdienst NSA (Link Wikipedia: National Security Agency) und der damit verbundene Datenspionage-Skandal (Link Wikipedia: Globale Überwachungs- und Spionageaffäre), ausgelöst durch den ehemalige Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden, der den Stein Anfang Juni 2013 ins Rollen brachte, natürlich nicht fehlen!



Und jetzt höre ich sie schon wieder alle die Schultern zucken und in ihren Bart brummeln:
    "Ich hab' nix zu verbergen..."
Na gut.
Es gibt da ganz putzige T-Shirts... z. B. bei Link spreadshirt.de Ich hab nix zu verbergen
*: Blutgruppe 0, Herzinfarktrisiko 25%, AIDS-Risiko 15%, Partnerschaften siehe AZ#450339, Gesundheitsrisikoklasse 5, Drogekonsum: gelegentlich leicht, Alkoholkonsum: mittel, Brillenträger Kurzsichtigkeit Tendenz steigend, Interessenprofil Musik: liegt vor, Interessenprofil Sport/Reisen: liegt vor, Web-Identitäten: Liste liegt vor, Einkommen: 1576 EUR, KK BVK, Konto: –876 EUR, Zahlungsmoral: mittel, kein Versand auf Rechnung, Schufa-Status: 0, Soziale Netzwerke: Facebook (67 Freunde, geprüft), Gruppenmitgliedschaften: 5, Twitter-Status: aktiver Nutzer, Ratgeberplattformen: aktiver Nutzer, Online-Petitionen: Unterzeichnungen 12 Liste liegt vor, Online 95%, Soziales Umfeld: Katrin W. (ID 24675), Moritz N. (ID 34576), Arbeitgeber Z657835, Datenabgleich laufend, Verspätungen: 7, Krankheitstage: 16, Abmahnungen: 0, AN-Typisierung: 4, Auto: Citroen C2 BJ 2008, TÜV, Teilkasko, Verkehrsdelikte 3 (leicht) 0 (schwer), Risikostufe 2, Tendenz steigend, Bewegungsdaten: liegen vor ab 02/2007, Politische Ausrichtung: Nichtwähler bis 2005, SPD seit 2005, Teilnahme an Demos (Video #2004-01256-7, #2005-23934-5, #2006-01356-2)

Oder so:

Ich hab nix zu verbergen
(Quelle: de.toonpool.com / TRUMIX)


OK, OK,... E-Mails auf dem Server des Providers liegen ja auch quasi in der Cloud... und das schon seit Urzeiten; und da hab ich mich auch nicht beschwert. Und im weitesten Sinne ist ein Konto bei der Bank / Sparkasse ja auch nichts anderes: Mein Geld liegt "da draußen" bei einem Dienstleister, in dessen Obhut ich vertrauensvoll mein sauer Erspartes gebe.
Aber wirklich alles - Geschäftliches, Privates, Intimes,... - nach "da draußen" zu blasen, wo ich noch nicht mal genau weiß, wo es jetzt eigentlich liegt, wer darauf Zugriff hat (ja, ja, natürlich: meine Daten sind sicher und nur ich habe Zugriff... genau) und welchem "Berater" (um im Bild der Bank / Sparkasse zu bleiben) ich in die Wade beißen kann, wenn was schief geht.

Ach ja, und wer glaubt, daß nur er selbst Zugriff auf seine Daten in der Cloud hat (wird ja alles verschlüsselt und meine Intimsphäre wird respektiert, nicht wahr...):

Apple löscht E-Mails ohne Warnung aus der Cloud
(Quelle: Link welt.de)

Oder auch Link Nickles: Apple scannt Email-Inhalte und löscht kommentarlos

Wegen der Verwendung "anstößiger Begriffe" löscht Apple E-Mails ohne Warnung aus der Cloud.
Und auch allzu freizügige Urlaubsfotos, auf denen wohl etwas "zu viel Haut" zu sehen war, sind schon aus so mancher Cloud verschwunden, weil der Cloud-Provider die in seinen AGB definierten "Pflichten des Kunden" nicht eingehalten sah.

So liest man auch in den aktuellen Link AGB der Telekom Deutschland GmbH (Stand: 19.03.2014) zu deren Cloud-Diensten unter "Pflichten und Obliegenheiten des Kunden":

    [Es]... dürfen keine Informationen mit rechts- oder sittenwidrigen Inhalten übermittelt oder in das Internet eingestellt werden und es darf nicht auf solche Informationen hingewiesen werden. Dazu zählen vor allem Informationen, die [...] sexuell anstößig sind, [...]

Bei Apple heißt es in den Link Nutzungsbedingungen für iCloud (Stand: 18.09.2013) unter "Ihr Verhalten" ähnlich:

    Sie verpflichten sich dazu, den Dienst NICHT für folgende Aktivitäten zu nutzen:

    a. Inhalte, die [...] obszön, vulgär, in die Privatsphäre eines anderen eindringend [...] oder in sonstiger Weise anstößig sind, hochzuladen, herunterzuladen, einzustellen, per Email zu versenden, zu übermitteln, zu speichern oder in sonstiger Weise verfügbar zu machen;
    [...]


Heißt auf Deutsch also:
Wenn ich im Urlaub in aller Abgeschiedenheit einer privaten Badebucht ein Foto meiner Frau in paradiesischer Nacktheit vor dem glühenden Sonnenuntergang mache, darf ich dieses Bild nicht in meiner Cloud speichern. Und meiner Frau eine E-Mail mit einem Hinweis und/oder Link auf das dort abgelegte Foto zum gemeinsamen Sinnieren und/oder Schmunzeln schicken darf ich auch nicht.
Sich an die genannten AGB zu halten dürfte im Falle von Apple sogar noch schwieriger sein als (bisher zumindest) bei Microsoft, denn die von Anfang an forcierte Cloud-Integration, die automatischen Backups in die Cloud und das Synchronisieren bzw. Verfügbarmachen aller privaten Daten auf allen meinen Apple-Geräten (iPhone, iPod, iPad,...) machen mir doch da gehörig einen Strich durch die Rechnung!
Wo bitteschön darf ich bei Apple denn meine intimsten Fotos speichern? Auf den Geräten wohl kaum, denn diese schicken die Daten im Hintergrund automatisch in die Cloud.
Cloud ist super!

Mich würde aber vor allen Dingen auch interessieren, welche Mitarbeiter – ob jetzt nun bei Apple oder der Telekom oder bei welchem Anbieter auch immer – dafür abgestellt werden, sich den endlosen Wust an Fotos der Kunden anzusehen und auf eventuelle Verstöße zu prüfen. Das kann doch nur ein Job für jemanden sein, der Vater und Mutter erschlagen hat. Und nach welchen Kriterien ein solcher Schmock dann über meine privaten Daten urteilt, mag ich mir gar nicht erst vorstellen.
Meine Daten gehören mir! Meine Intimsphäre wird respektiert!
Wer's glaubt...


What if I told you - the cloud is just someone else's computer
(Quelle: imgflip.com)



- UAP -








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